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Wenn man mit der Mittelformat-Kamera fotografiert sollte man immer eine
extraportion Geduld mit dabei haben. Ich denke da eine Situation zurück, bei der diese
sehr strapaziert wurde.....

Ich entdeckte einen wunderschönen blühenden Kaktus im besten Licht. "Prima" dachte
ich mir, nahm den Rucksack ab und brachte das Stativ in Stellung. Kamera heraus, fest-
gestellt, daß Objektiv ungeeignet ist: Objektivwechsel. Natürlich war anstelle des
gewünschten 6x6 Magazins das 4,5x6-Magazin dran, so daß auch das Magazin
getauscht werden mußte. "Die Krönung wäre jetzt noch ein Filmwechsel" dachte
ich mir. Das blieb mir zum Glück erspart.

Jetzt der Griff zum Belichtungsmesser - Lichtsituation abchecken. Von der Sichtung des
Motivs bis zur Lichtmessung sind nun gut 5 Minuten vergangen, genug Zeit
also für einen Katus, sich aus dem Staub zu machen. Der Special-Effekt kam jedoch
aus unerwarteter Richtung - von oben.
Gerade als ich soweit war (ich wollte gerade auslösen) hat sich eine gemeine, häßlich graue Wolke
vor die Sonne geschoben und sagte in Gedanken "Ätsch, so leicht mach ich dir´s nicht"
und gleich anschließend "mal schaun wer länger durchhält".

Es vergehen 5 Minuten und 10 ... - keine Sonne in Sicht.
Während die hundsgemeine, immer noch gräuliche Monsterwolke sich erbittert gegen das
Weggewehtwerden kämpft ringe ich mit der eigenen Ungeduld. Doch es kommt noch
schlimmer.
Nach 12 bis 14 Minuten - außergewöhnlich laaaaangen Minuuuuten - bemerke ich aus
dem Hinterhalt heraus ein leises, jedoch unüberhörbares, bedrohliches Grollen (uuups).

Es hat lange gedauert bis es kam, wie es kommen mußte. In der 15. Minute geschah es
dann: Das Faß lief über oder besser gesagt, die Geduld meiner Frau war am Ende!!!

"Jetzt laß uns endlich weitergehen! Wir haben noch ein paar Meter vor uns!"
Es gäbe ja noch mehr von diesen Kakteen und was soll dennn sooo besonders toll
sein an diesem???

Nachdem auch meine Geduld gen Ende ging, schien jetzt alles für immer verloren zu sein.
Vielleicht mögen noch andere hier vorbeigehen, aber wird diese rauhe Schönheit während
einer angeregten Unterhaltung gar übersehen? Niemals mehr wird jemand diese Schönheit
bewundern können, die ich sah.

Zähneknirschend mache ich mich langsam, gaaanz laaaangsaaaam daran, den Drahtauslöser
wegzuschrauben. So langsam ich aber auch drehe - innerhalt kürzester Zeit ist der
Drahtauslöser ab. Umständlich lege ich das Teil an seinen Platz zurück.

Es ist soweit - die Kamera muß vom Stativ runter und in die Tasche zurück!

Verzweifelt und mit dem Schicksal hadernd werfe ich noch einen Blick gen Himmel, aber das
graue Monter schaut gelassen auf mich herab. Der nächste Schritt ist schwer - es ist
einfach ungerecht! Ich greife an die Verriegelung, mit der die Kamera am Stativ festgemacht
ist, ein Blick in Richtung meiner Frau, die meinen Blick gelassen erwiedert. Doch STOP ...
wird es da nicht heller ... ?
Tatsächlich - hinter der Wolke spitzen die ersten Sonnenstahlen seit Jahren hervor (so
kommt es mir jedenfalls in diesem Moment vor).

Ein Bruchteil der Zeit, die ich benötigt habe um den Drahtauslöser einzupacken und schon
ist er wieder einsatzbereit.

Der Tag ist gerettet.

   
 


|| dietmar amrhein | Speierlingsweg 6 | 97509 Kolitzheim | info@diavisionen.de ||
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